Floreszenz der Anna B.

 

(Korrespondezgedicht, trad. al alemán del autor. Errata en el 2do. verso, de la edición alemana, Wallstein, 2000, pág. 151: »Schoß« en lugar de »Schoßes«!!!)

 

 

Du »holde[1]«, wenn geminierte Jungfrau,

nüchterner Schoß bist du des Herrn Schoßes[2],

wenn du auch nur eineinhalb Ellen[3] meiner Liebe mißt.

Watschelst[4] du, werde ich Schiffer

deines Kurses, deiner Windrose,

du, Magnetisiererin,

die mein Bugspriet schon berauscht.

 

Anna, legst du dich hin und überlegst im Grase:

Ha…? Nn… Ah!…

Anna[5], grammatisch wirst du dann und brennend,

entropisch, schwellend, bindst du dich

an den Herrn Gerundium[6],

den dir die Leute angedicht’t.

 

Wenn meine strahlende Emphase aber

deine Blumenkrone so durchzieht,

wird deiner Arm’ und Beine Wirtel

zum Wirbel eines plötzlichen Zyklons;

du verlierst dich im Mohntraum und -gedächtnis,

und ich schnaufe, murmle, stammle Ana-

lekten eines wollüstigen Schwalls:

der kam von dir, der damals eingepfropften, ’raus;

dessen bin ich jetzt selbst der Widerhall.

 

Du, anagogische[7], ziehst mich hoch

bis zur mystischen Zinne deiner Zähne,

Anna, listig[8] bist du, deine Glut

löst Klumpen der Gegenwart bloß auf.

Auf deinem Wartturm bin ich aufgerichtet;

daraus stürze ich hinab in deine Blütenblätter,

in die Lider, wo dein blindes Auge pocht

und meine meergrüne Anaglyphe, Anna,

ich träufle ja den Nektar

deiner Kampferknöpfe,

 

deiner unlauteren Anapher: ›ana-ana[9]‹,

 

indem ich dich küsse, leere ich bis zur Neige

die Reliquien eines verborgenen Likörs…

 

Anna, ¿weißt du noch,

wie das Licht sich zwischen dir und mir

in sich selbst ergoß,

als wir den blinden Schelm[10] gemeinsam und halblaut

seiner Binde und seines Köchers

auf jener Milch-Straße beraubt?

 


[1] Etymologische Bedeutung des Namens ›Anna‹.

[2] Anspielung auf die Heilige Anna, Großmutter Christi. [Aquí hay una errata en la edición alemana: en lugar de »des Herrn Schoßes« («del seno del Señor») dice: »des Herren Schoß« («seno del Señor» –con una `e' de más en Herren–)]

[3] Spanisch ‹ana›, auch ‹alna›, aus dem got. ›alina‹, ›Elle‹, frühere Längeneinheit (etwa 55-85 cm).

[4] ‹anadear›, ›watscheln‹ (wie eine Ente) [‹ánade›: Enterich, Erpel, Ente, entenartiger Vogel]

[5] Der Name ‹Ana› und das aus dem griechischen stammende Präfix ‹ana-› sind auf Spanisch gleichlautend.

[6] «Don Gerundio»: <umg., veralt.> ›jmd. der viel redet oder schreibt, Gelehrsamkeit vortäuschend; schwülstiger, lächerlicher Prediger‹ (nach «Fray Gerundio de Campazas», Titel einer Satire des spanischen Jesuiten Isla)

[7] siehe Anmerkung Nº 5

[8] ‹Analista›: ›Analyst(in)‹ (gr. analýein, ›auflösen‹ –lýein, ›lösen‹–); siehe Anmerkung Nº 5; ‹listo[a]› heißt ›bereit, flink, gewitzt, pfiffig, schlau‹.

[9] ›ana partes æquales‹: Teilung eines unlauteren Honorars (unter Fachleuten); auch <Pharm.> ›von jedem gleichviel‹ (auf Rezepten).

[10] Anspielung auf Amor, den römischen Liebesgott.




HAP